Einfach

kann jeder – hat Pirlo zu uns gesagt, als wir kurz vor der Fahrt ihn noch zum Abschied besucht hatten. Aber alles der Reihe nach:

Freitag letzte Woche war ja einladen in den LKW und die tolle Botschaft nachmittags um 16:30 Uhr, dass wir noch nicht in unser Haus in Frankreich können. Nach diesem Freitag ging es uns nicht so gut. Wir waren noch einige Tage in Deutschland in einer Ferienwohnung und versuchten von dort aus, eine Lösung für unsere Möbel und uns zu finden. Die Telefonkonferenz zwischen uns, unserer Dolmetscherin und dem Notar verlief irgendwie nichtssagend. Zum Glück gibt es Europaweit Freunde! In der Bretagne können wir erst einmal bei unserer Freundin Hildegard unterkommen, die Möbel zur Not in einer Scheune bei einer Freundin von ihr abstellen. Der einzige Haken – Hildegard und die Scheune sind von unserem zukünftigen Haus 140 km weit weg. Also wirklich nur eine Notlösung.

Dienstag – Abmelden in Deutschland. Jetzt sind wir wirklich heimatlose Europäer.

Mittwoch – Abfahrtstag. Schon ein komisches Gefühl, morgens in ein vollbepacktes Auto zu steigen und zu wissen, dass alle Brücken abgebrochen sind und man ins Ungewisse fährt. Haus in Deutschland verkauft, Laden aufgelöst und bei der Ankunft alles ungeklärt. Was soll es: Au Revoir Allemagne. Nicht zurückblicken, nur vorausschauen, auch wenn es noch dunkel ist.

Donnerstag – ein anstrengender Tag. Morgens viel Angst und Ungewissheit, abends müde und zerschlagen von viel Konzentration, erörtern und versuchen eine fremde Sprache zu verstehen. Wer hatte nur die Idee auszuwandern?
Um 15 Uhr haben wir einen Termin beim Notar, Hildegard ist als Dolmetscherin dabei. Dort wird nochmals erklärt, dass leider trotz aller Bemühungen des Notariats die Bescheinigung für die Sickergrube fehlt. Und ohne diese darf weder ein Miet- noch Kaufvertrag unterzeichnet werden. Und ohne diese Unterzeichnung kommen wir nicht in das Haus, auch nicht um unsere Möbel abzustellen. Zuerst gibt es viel Palaver wie wir vorgehen, ob wir dann überhaupt das Haus zuvor mieten – da wir jetzt ja sowieso eine Übergangsunterkunft finden mussten, undundund. Für die Möbel können wir eine Lagerhalle ca. 4 km vom Haus entfernt mieten, wir bleiben vorerst einmal bei Hildegard. Und dann ein Wunder (es ist ja bald Weihnachten): um 17 Uhr flattert die Bescheinigung herein. Wow! Ein kurzer Moment der Freude. Dann wieder Ernüchterung. Wir müssen erst noch eine Versicherung für das Haus abschließen und eine Anzahlung an das Notariat überweisen. Ohne dass das Geld auf dem Treuhänderkonto ist, rückt der Verkäufer nicht die Schlüssel heraus. Das klappt Donnerstagabends natürlich nicht mehr auf den nächsten Tag! So viele Höhen und Tiefen! Das glaubt keiner …..
Jetzt werden aber endlich Fakten geschaffen. Wir gehen mit dem Notar und Hildegard den Vorvertrag durch, machen einen Termin für nächste Woche Dienstag für die Unterschrift und Schlüsselübergabe aus. Gehen danach noch die Halle suchen und finden diese erst mal nicht (mittlerweile ist es fast 19 Uhr und dunkel). Rufen der Spedition an und teilen ihr die Abladeadresse mit. Danach fahren wir erschöpft in ein Restaurant um was zu essen.

Freitag – Abladetag. Zuerst muss ich vormittags mit meiner Bank im Elsass telefonisch die Überweisung klären, da ich mit meinem Babyfranzösisch hier nicht in eine Bank spazieren kann, um die Überweisung von Bank zu Bank regeln.
Gegen 13 Uhr ist der LKW an der Halle und es geht los mit abladen. Zwischendurch besorgen wir für die Fahrer und uns Pizza. Gegen 19 Uhr sind wir fertig. So abgeladen sieht unser Haushalt ganz schön viel aus. Wie sollen wir das mit dem kleinen Auto jemals alles in das Haus bringen????
Aber die Hilfsbereitschaft in der Bretagne ist sehr groß. Der Besitzer der Halle hat einen Sprinter und starke Söhne. Er bietet uns an, am nächsten Wochenende zu helfen – natürlich gegen eine geringe Gebühr ;-).

Samstag – der nächste aufregende Tag. So langsam kommt auch das Gefühl von etwas Ruhe ein. Aber nur langsam. Morgens versuchen wir bei irgendeiner Versicherung noch einen Termin zu bekommen. Gar nicht so einfach, aber zum Glück arbeiten in Frankreich die meisten Banken/Versicherungen und Notare auch am Samstag (dafür ist montags geschlossen). Endlich erreichen wir eine Bank und bekommen einen Termin für 14 Uhr. Also wieder 140 km fahren (wir haben natürlich jemanden in der Nähe des Hauses gesucht), um dann fast schon verzweifelt einem sehr netten Menschen gegenüber zu sitzen, mit dem die Verständigung sehr schwierig ist. Zum Glück haben wir Hildegard als Telefonjoker und so bekommen wir die Vordrucke für die Versicherung. Die schnelle Erledigung scheitert immer irgendwie daran, dass wir noch keine feste Adresse haben und alle wichtigen Unterlagen in der Halle in Kartons sind. Zudem hat die Bank im Elsass Samstagnachmittags geschlossen, also kann dieser Nachweis auch erst am Dienstagvormittag eingeholt werden. Wir machen für die Unterschrift der Versicherung einen Termin kurz vor dem Notartermin nächste Woche Dienstag ab. Es bleibt spannend!
Nach diesem Termin gehen wir nochmals ins Notariat und dürfen nochmals unser Häuschen ansehen. Es ist fast leer geräumt :-).

Sonntag – goßes Nixtun angesagt. Wir gehen gemütlich Mittagessen uns besuchen dann den Mont Saint Michel!

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